Sozialassistenten und Heilerziehungspfleger – Profession oder Sprungbrett?
Aus Sicht von Sozialassistenten und Heilerziehungspflegern reduzieren wir die Fachkräfte in der Sozialen Arbeit viel zu oft auf Sozialpädagogen und Sozialarbeiter. Warum? Weil Sozialpädagogen eine höhere Ausbildung haben, öfters im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen oder wenigstens ein Image, wenn auch kein durchgehend positives, haben?
In allen Berufs- und Tätigkeitsfeldern der Sozialen Arbeit brauchen die Beschäftigten – unabhängig von der Art ihrer beruflichen Ausbildung und erworbenem Fachwissen – Verantwortungsbewusstsein, Einfühlungsvermögen, Kontaktfreudigkeit, Sorgfalt, Geschick, Urteilskraft, Flexibilität, eine offene Gesprächsführung und vor allem psychische Stabilität sowie die berühmte soziale Ader, um ihren Beruf ausführen und ausfüllen zu können. Dies gilt für Sozialpädagogen und Sozialarbeiter ebenso wie für Sozialassistenten und Heilerziehungspfleger.
Sozialassistent – Einstieg, Profession oder berufliches Sprungbrett?
Sozialassistenten können aus Profession und Überzeugung ein Leben lang in diesem Beruf arbeiten – sich allerdings finanziell keine großen Sprünge leisten – oder die Ausbildung als Basis für weiterführende Qualifikationen wie Erzieher oder Heilerziehungspfleger nutzen. Nichts ist unmöglich!
Sozialassistenten (auch Sozialhelfer) verfügen nach ihrer 2-jährigen Ausbildung (mit Abitur bzw. Fachabitur verkürzt sich die Ausbildung) über Basiskompetenzen für die unterstützende Tätigkeit in pflegerischen und sozialpädagogischen Arbeitsfeldern sowie ein grundlegendes Pflegeverständnis. Sie übernehmen neben sozialpflegerischen und pädagogisch-betreuenden auch hauswirtschaftliche Aufgaben im Rahmen der Familienpflege in Privathaushalten, unterstützen Erzieher, Heilerziehungs- oder Krankenpfleger in Heimen und (betreuten) Wohngruppen sowie Altenpfleger bei deren „Tagesgeschäft“, aber auch Hilfebedürftige im Alltag durch die Erledigung von Einkäufen, die Zubereitung von Mahlzeiten sowie bei der Körper-, Wohnungs- und Wäschepflege.
Zudem sind Sozialassistenten für Menschen wichtige Partner für Gedankenaustausche, bei der Tagesorganisation oder bei der Motivation und Anleitung bei bedarfsgerechten Beschäftigungsformen. Auch Hausaufgabenbetreuung oder die Initiierung sinnvoller Freizeitaktivitäten können zu den Aufgaben von Sozialassistenten gehören.
Heilerziehungspfleger – heilen, erziehen, pflegen?
Heilerziehungspfleger begleiten und unterstützen im ambulanten oder stationären Umfeld Menschen mit Behinderung mit dem Ziel, deren Eigenständigkeit zu stärken, zur selbstständigen Bewältigung des Lebensalltags zu befähigen und ein sinnerfülltes Leben zu ermöglichen – Stichwort Hilfe zur Selbsthilfe. Unter Beachtung von Art und Grad der jeweiligen Behinderung motivieren Heilerziehungspfleger die zu betreuenden Menschen zu körperlich und geistig förderlichen Freizeitbeschäftigungen wie etwa Malen, Musizieren, Schwimmen oder Gymnastik, fördern das soziale Verhalten, die persönliche Entwicklung und unterstützen bei schulischer oder beruflicher Eingliederung.
Heilerziehungspfleger geben bettlägerigen oder kranken Menschen Hilfestellung bei der Körperpflege, Nahrungsaufnahme, beim An- und Ausziehen und bei der Medikamentenversorgung. Zudem sind sie an der Erstellung individueller Förderpläne, therapeutischen Maßnahmen oder der Gestaltung von Freizeitprogrammen aktiv beteiligt.
Übrigens: Der „Gegenpart“ zum Sozialassistenten ist auf der fachlichen Ebene der Heilerziehungshelfer.
Gemeinsamkeiten …
Sowohl die schulische Ausbildung zum Sozialassistent als auch Heilerziehungspfleger ist nicht staatlich geregelt und wird somit von den einzelnen Bundesländern oder Institutionen unterschiedlich gehandhabt.
Den Beruf Sozialassistent gibt es nur in einigen Bundesländern wie Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Sachsen, wenngleich sich die Qualifikationsprofile (drastisch) unterscheiden. In Niedersachsen und Sachsen ist der Abschluss als Staatlich anerkannter Sozialassistent zudem notwendige Voraussetzung für die Erzieherausbildung.
In Bayern, Baden-Württemberg oder im Saarland geht die Ausbildungen eher in Richtung Kinderpflege.
Die Unterstützung und Begleitung von Klienten, Patienten bzw. Menschen mit Beeinträchtigung oder Behinderung durch Sozialassistenten und Heilerziehungspfleger ist altersunabhängig. Daher sind Sozialassistenten und Heilerziehungspfleger bei Trägern der freien Wohlfahrtspflege, ambulanten sozialen Diensten, kommunalen Dienststellen, Vorsorge- und Rehabilitationskliniken oder kirchlichen Verbänden, aber auch in (integrativen) Kindergärten, inklusiven Grundschulen, Horten, Förderschulen und Behinderteneinrichtungen tätig.
Nach einer erfolgreich abgeschlossenen Berufsausbildung und beruflicher Praxis können Sozialassistenten und Heilerziehungspfleger wieder auf die Schulbank zurückkehren, sofern sie eine Höherqualifizierung anstreben. Während sich Sozialhelfer zum Erzieher oder Heilerziehungspfleger weiterbilden können, haben Heilerziehungspfleger die Möglichkeit, sich zum Heilpädagogen, mit einem Aufbaubildungsgang Anleitung und Beratung in der Pflege zu qualifizieren oder bei entsprechenden Voraussetzungen eine Hochschulausbildung anzuschließen.
Aber: Ein akademisches Fernstudium Heilpädagogik ist nicht möglich. Allerdings bietet die Katholische Erwachsenenbildung Rheinland-Pfalz e.V. für Erzieher und Heilerziehungshelfer einen 2 1/2-jährigen Fernkurs zum Staatlich anerkannten Heilpädagogen an.
… und Unterschiede
In Abhängigkeit von der Ausbildungsform – Teilzeit, Vollzeit oder praxisintegriert – absolvieren Heilerziehungspfleger eine 3- bis 5-jährige Ausbildung, wohingegen Sozialassistenten (synonym auch sozialpädagogische Assistenten) unter Beachtung ihrer schulischen Voraussetzungen (Haupt- und Realschulabschluss oder Abitur) bereits nach 1 bis 3 Jahren einen Berufsabschluss erlangen.
Sozialassistenten bzw. Sozialhelfer sind in allen sozialen Bereichen wie z. B. in der Kinder- und Jugendhilfe, Schulsozialarbeit oder Altenhilfe unterstützend tätig, wohingegen das Arbeitsfeld der Heilerziehungspfleger vorrangig in der Begleitung von Menschen mit Beeinträchtigung bzw. Behinderung liegt.
TIPP! Eine Ausbildung als Sozialassistent bzw. sozialpädagogischer Assistent ist i.d.R. Voraussetzung für eine verkürzte Ausbildung zum Heilerziehungspfleger.
Sozialassistenten, Heilerziehungspfleger und Erzieher – 3 Berufe und ein Tätigkeitsfeld?
Heilerziehungspfleger unterscheiden sich von Erziehern insbesondere durch ein fundiertes und umfangreiches Wissen in speziellen Fragen zu Behinderung, Pflege, Erziehung sowie der Förderung und Begleitung solcher Zielgruppen. Erzieher können sich jedoch auch heilpädagogisch nachqualifizieren und weiterbilden, um etwa Kinder mit Behinderungen professionell betreuen zu können.
Der Sozialassistent mit Grundlagenkompetenzen und unterstützenden Tätigkeiten geht der Erzieherausbildung voraus, die in einer längeren Ausbildungszeit zur Fachkraft qualifiziert.
FAZIT:
Soziale Berufe sind auch Berufe mit Zukunft. Die Ausbildung zum Sozialassistenten ist der Einstieg in pflegerische und sozialpädagogische Berufe sowie Grundlage für Qualifizierungen z. B. zum Erzieher oder Heilerziehungspfleger. Wer für unterstützende soziale Tätigkeiten geboren ist, praxisnah arbeiten und beruflich nicht in der vordersten Front stehen möchte, kann sich in diesem Tätigkeitsfeld verwirklichen. Wer auf der Karriereleiter noch klettern will, dem stehen weiterführende Aus- und Weiterbildungen wie etwa zum Heilpädagogen oder Sozialpädagogen offen. ->> fernstudiumheilpaedagogik.de
Tags:Heilerziehungspfleger, Sozialassistenten