Soziale Arbeit mit Migranten und Flüchtlingen

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Migranten – angeworbene Arbeitnehmer, Spätaussiedler und Flüchtlinge – sind eine besondere Zielgruppe in der Sozialen Arbeit. Insbesondere die Flüchtlingsproblematik konfrontiert uns aktuell mit immer neuen Herausforderungen.

Flüchtlinge suchen vor allem in Europa Schutz vor Krieg, Terror und Verfolgung in ihren Heimatländern sowie eine menschenwürdige Behandlung. Soziale Arbeit mit Migranten und Flüchtlingen versteht sich auch als Menschenrechtsprofession und verfolgt daher das Ziel, in Deutschland verstärkt Flüchtlinge aufzunehmen und mit sozialprofessionellen Beratungsangeboten in den Gemeinschaftsunterkünften oder sonstigen Quartieren zu unterstützen. Diese Entwicklungen verlangen auch aus Sicht des demografischen Wandels zielgruppengenaue Eingliederungshilfen und damit eine neue professionelle Qualität in der Bearbeitung von Einwanderungssituationen.

Die vielfältigen und heterogenen Lebenswelten von Migranten und ihren Familien stellen komplexere Anforderungen an Migrantenunsere lebensweltorientierte Soziale Arbeit. So ermöglicht interkulturelle Kompetenz Flüchtlingen und Zuwanderern unter Berücksichtigung ihrer individuellen Ressourcen eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Spezifisches Wissen und Können der in diesem sensiblen Bereich tätigen Fachkräfte ist mit allgemeinen professionellen Kompetenzen so zu verbinden, so dass eine komplexe Sichtweise auf die Problemfelder wie die psychischen Belastungen bei Flucht bzw. Asyl, Sprachbarrieren bei der Erledigung von Formalitäten, ungenügende nonverbale (nichtsprachlich) und paraverbale (z. B. Stimmlage, Lautstärke, Geschwindigkeit, Tonhöhe, Pausen, Akzente, Sprachmelodie) Kommunikation oder die Wirksamkeit von sprachlich ausgerichteten Beratungen bei fehlenden Deutschkenntnissen möglich ist.

Dennoch ist die Soziale Arbeit mit Flüchtlingen stark von politischen Entscheidungen und dem Meinungsbild der Bevölkerung abhängig. So richtet sich etwas das Resettlement-Programm (auch dauerhafte Neuansiedlung) darauf, Flüchtlinge in Deutschland zu unterstützen und ihnen dauerhafte Lebensperspektiven zu ermöglichen.

Fachkräfte in der Sozialen Arbeit sind heute mit den bestehenden Aufgaben in der Asyl- und Flüchtlingshilfe häufig ebenso überfordert wie die Kommunen und das Gemeinwesen. Neben fehlender Erfahrung in der Flüchtlingsberatung laufen Planungs- und Organisationsprozesse bei der Unterbringung nicht koordiniert, Identifikations- und Integrationsprozesse gestalten sich schwierig oder die Willkommenskultur verdient ihren Namen nicht.

Interkulturelle Handlungskompetenzen wie etwa normative Kompetenzen, Subjekt-, Sozial- und Methodenkompetenzen ermöglichen den Sozialarbeitern, sich auch gesellschaftskritisch mit der Entrechtung der Flüchtlinge und der punktuellen Beseitigung von Schadenssymptomen auseinanderzusetzen anstatt eine grundsätzlichen Verbesserung der Flüchtlingssituation anzustreben.

Aufgaben in der Arbeit mit Migranten

Sozialarbeiter haben ein dreifaches Mandat (auch Tripelmandat): hier die Migranten als Zielgruppe, den Staat und den Kodex der Sozialen Arbeit.

In der Sozialen Arbeit mit Flüchtlingen stehen neben der Beratung und Hilfe im Asylverfahren auch die Netzwerkarbeit, die Durchsetzung persönlicher Rechte, die Ermöglichung von gesellschaftlicher Teilhabe (z. B. Bildung, Arbeitsmarkt, medizinische Leistungen, Wohnung, Kultur und Sport), die Unterstützung bei Behördengängen, aber auch Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Hilfe zur Selbsthilfe und Empowerment im Mittelpunkt.

Sozialarbeiter und Sozialpädagogen sind insbesondere während des Asylverfahrens gefordert, Informationen zum Verlauf sowie die Rechte und Pflichten von Migranten im Asylverfahren zu vermitteln. Dazu gehören die Aufarbeitung der Verfolgungsgeschichte von Flüchtlingen ebenso wie die Vorbereitung auf die persönliche Anhörung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), die Unterstützung nach Erhalt des Anhörungsprotokolls sowie die Organisation von rechtlichem Beistand.

Um Migranten zielgerichteter zu unterstützen, nutzen die Sozialarbeiter und Sozialpädagogen bestehende Netzwerke und Kooperationen mit anderen Einrichtungen, Trägern oder Behörden. Neben der Kontaktpflege zu Multiplikatoren und fachlichen Austauschen über aktuell zu lösende Probleme erfordern die gesellschaftlichen Entwicklungen den Aufbau und die Förderung neuer Netzwerke, die sinnvolle Verknüpfung bereits bestehender Kooperationen, die Gewinnung und Mobilisierung von ehrenamtlichen Helfern für die Betreuung von Migranten sowie praxistaugliche Informationsplattformen für die Suche nach Bekleidung, Wohnraum, technischen Geräten, Ausstattungsgegenständen oder Fahrrädern.

Die Durchsetzung des Rechtes an wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Rechte (auch Teilhaberechte oder wsk-Rechte) wird entscheidend vom Aufenthaltsstatus der Flüchtlinge bestimmt. Der Zugang zu Teilhaberechten ist oft stark eingeschränkt und wird durch gesetzliche Vorgaben erschwert.

Soziale Arbeit mit Flüchtlingen erfordert von den Sozialarbeitern ein organisiertes und strukturiertes Arbeiten sowie eine kontinuierliche Weiterbildung. Neben Verlaufsdokumentationen der Flüchtlingsbegleitung spielt die regelmäßige Handlungsreflexion der Sozialarbeiter durch Supervision oder interne Beratungen innerhalb des Teams bzw. der Einrichtung eine entscheidende Rolle.
Zudem macht die Vielzahl von Gesetzes- oder Verfahrensänderungen eine bedarfsangepasste Fortbildung dringend notwendig.

Anforderungsprofil für Tätigkeiten in der Sozialen Arbeit mit Migranten

Die Tätigkeit in der Sozialen Arbeit mit Flüchtlingen erfordert von den Sozialarbeiter und Sozialpädagogen eine große Bandbreite an fachlichen und sozialen Kompetenzen. Neben sprachlichen, geschichtlichen und interkulturellen Kenntnissen müssen die Fachkräfte den moralischen Druck bei der Beratung von Asylbewerbern mit Fachlichkeit, Offenheit und Realismus offensiv begegnen anstatt Emotionen zuzulassen. Nichtsdestotrotz hilft der Aufbau eines persönlichen Vertrauensverhältnisses zu den Migranten bei der Minimierung von Sprach- und Verständigungsproblemen, der Vermittlung der Bedeutung des Asylverfahrens und begleitender Unterstützung sowie bei der Information der Asylbewerber über den aktuellen Stand.

Fachkräfte sollten zudem in der Lage sein, sich der eigenen kulturellen Prägungen bewusst zu werden, eine selbstkritische Haltung gegenüber dem eigenen Tätigkeitsprofil zu entwickeln, berufliche Werte, Normen und Ziele zu überprüfen und mit den Erwartungshaltungen der Klienten zu vergleichen, zu relativieren, zu erweitern oder zu ändern, den Umgang mit „Andersartigkeit“ zu erlernen, Sensibilität gegenüber den eigenen Gefühlen zu entwickeln und von fremden zu unterscheiden sowie die eigene Authentizität beizubehalten.

Auch Sozialkompetenzen wie die Fähigkeit zum Perspektivwechsel, Empathie, Sprachkompetenz, Akzeptanz, Erkennung von Normen zur Regulierung sozialer Situationen, Einsicht in kulturabhängige Rollenstrukturen für eine angemessene Kommunikation und Handeln, Unsicherheitstoleranz sowie ein ausgeprägtes Konfliktmanagement sind in der Arbeit mit Migranten ebenso von Bedeutung wie die Beachtung geschlechterspezifische Problemlagen in den Herkunftsländern von Flüchtlingen.

Dennoch hat der Einfluss von Sozialarbeitern insbesondere im Rahmen von Asylverfahren ihre Grenzen. Sie können asylrechtliche Prozesse zwar aktiv begleiten, sind aber dennoch an Gesetze und Fristen gebunden.

Studieninhalte im Bereich Soziale Arbeit mit Migranten und Flüchtlingen

Das ILS bietet einen sechsmonatigen Flüchtlings- und Integrationshelfer Fernlehrgang an, der haupt- und ehrenamtlichen Tätigen in der Flüchtlingshilfe praxisnahes Wissen und interkulturelle Kompetenzen vermittelt.

Alle Bachelor Studiengänge Soziale Arbeit vermitteln fundiertes und generalistisches Wissen, das die Absolventen für ein breites soziales Tätigkeitsspektrum qualifiziert.

In Studiengängen mit dem Schwerpunkt Migration und Flüchtlinge erwerben die Studierenden professionelle migrationspädagogische Handlungskompetenzen, um Zuwanderer kompetent zu begleiten und sich mit deren Notlagen kritisch auseinanderzusetzen.

Lehrinhalte sind etwa

  • Migrationsbewegungen innerhalb der EU
  • Rechtliche Rahmenbedingungen von Zuwanderung (z. B. Zugang zum Arbeitsmarkt, Aufenthaltsrecht, EU-Recht und Widerspruchsverfahren)
  • Sozialpolitische Fragestellungen
  • Gesellschaftliche Diskriminierung und Benachteiligungen / ethnische Zuschreibungen
  • Kulturwissen in Bezug auf Herkunftsländer
  • Willkommenskultur der Mehrheitsgesellschaft
  • Sensibilisierung für eigene Vorurteile
  • Zugänge durch aufsuchende Soziale Arbeit
  • Ressourcenorientierte Ansätze Sozialer Arbeit
  • Interdisziplinäre Kooperation (auch transnational)

Migrationsprozesse erfordern spezifisches Fachwissen, das Interessenten in weiterführenden Masterstudiengängen erwerben können, die etwa Ausmaß, Chancen, Probleme und gesellschaftliche Diversität auf gesamtgesellschaftlicher Ebene und in einzelnen Institutionen (Schule, Verbände usw.) beleuchten sowie Kompetenzen zur Analyse, Bewertung und aktiven Steuerung der Migrationsmechanismen vermitteln.

Berufliche Perspektiven in der Sozialen Arbeit mit dem Schwerpunkt Migration

Praxisnahe Studiengänge im Bereich Migration qualifizieren durch den Erwerb migrationspädagogischer Kompetenzen für Tätigkeiten in den Berufsfeldern Sozialer Arbeit, in Sozialberatungsstellen, Bildungseinrichtungen, im Personalmanagement oder in mit Migrations- und Diversitätsfragen befassten nationalen und inter­nationalen Organisationen. Masterstudiengänge bereiten zudem auf eine wissenschaftliche Laufbahn im Bereich Migrations- und Diversitätsforschung vor.

Soziale Arbeit mit Migranten studieren

An der Fachhochschule Dortmund können Interessenten einen dualen Bachelor Studiengang Soziale SP_logo16_Gutzuwissen Arbeit, Schwerpunkt Armut und Flüchtlings-Migration (B.A.) über 8 Semester absolvieren, der sich insbesondere an Beschäftigte in den Berufsfeldern Armut, Flüchtlinge und Migration richtet sowie Problemlagen in diesen Bereichen bearbeitet.

Die Internationale Hochschule Bad Honnef IUBH integriert in ihren dualen Bachelor Studiengang Soziale Arbeit das Thema Integration und Migration.

Die Christian-Albrechts-Universität Kiel bietet 4-semestrigen einen interdisziplinären Master-Studiengang Migration und Diversität (M.A.) an, der etwa Fachkenntnisse über rechtliche Rahmenbedingungen, Verfahren zur Kompetenzfeststellung und integrationspolitische Fragestellungen vermittelt.


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