Drogen- und Suchthilfe – Schwerpunkt in der Sozialen Arbeit
Die Drogen- und Suchthilfe mit ihren Fachgebieten Suchtprävention, Suchtberatung und Suchttherapie hat in den letzten Jahren als klassisches und komplexes Arbeitsfeld der Sozialen Arbeit durch die Zunahme substanzbezogener Störungen wie Missbrauch von Alkohol, Medikamenten oder illegalen Drogen (z. B. Ecstasy, Cannabis, Chrystal Meth), aber auch sonstigen menschlichen Verhaltensweisen mit Suchtcharakter (z. B. Glücksspiel, Rauchen, Essstörungen, Kaufsucht) deutlich an Bedeutung gewonnen.
In der professionellen Suchthilfe leisten Sozialarbeiter und Sozialpädagogen einen bedeutenden Beitrag, weil Sucht und Abhängigkeiten nicht nur als Krankheiten aus Sicht des Gesundheitswesens zu behandeln sind, sondern parallel von sozialen Angeboten wie der Vermittlung von materiellen Hilfen, Familienarbeit, Wohnungslosenhilfe oder Gemeinwesenarbeit begleitet werden muss.
Sozialarbeiter – mit oder ohne suchttherapeutische Qualifikation – finden in der Sucht- und Drogenhilfe ein breites Betätigungsfeld, arbeiten auf unterschiedlichen Ebenen nach verschiedenen Konzepten und gehen auf differenzierte Bedarfe und individuelle Problemlagen der Klienten ein. Neben spezifischem Fachwissen und methodischem Können sind die Entwicklung einer klaren persönlichen Einstellung und die Thematisierung ethischer Grundsätze im Umgang mit Abhängigkeitserkrankten unverzichtbar und damit Grundvoraussetzung.
Neben der Tätigkeit „am Klienten“ selbst ist die vernetzende und kooperierende Arbeit mit sozialen Diensten und anderen beteiligten Berufsgruppen wie Ärzten, Psychologen, Pädagogen, Therapeuten, Pflegepersonal oder Sozialwissenschaftlern ein besonderer Bestandteil in der Suchthilfe. Auch feste und tragfähige Arbeitsbündnisse zur Umsetzung von (frühzeitigen) Präventionsangeboten sowie Weiterbildungen oder Kooperationen mit arbeitsvermittelnden Einrichtungen zählen zu den sozialarbeiterischen Kernbereichen.
Da Sucht auch von kulturellen und gesellschaftlichen Faktoren mit verursacht wird, beobachten Träger und Sozialarbeiter neben ihrer fachlichen Rolle die soziale Situation in unserer Gesellschaft kritisch und nehmen im Rahmen ihrer Möglichkeiten Einfluss auf sozialpolitische Entscheidungen. Zudem ist die Sensibilisierung und Aufklärung der Öffentlichkeit zum Thema Sucht und Drogen sowie das Aufzeigen von möglichen Hilfen ein geeignetes Mittel, um für die Unterstützung von Suchtvorbeugung offensiv zu werben und weitere (ehrenamtliche) Multiplikatoren zu gewinnen.
In der Drogen- und Suchthilfe können Sozialarbeiter und Sozialpädagogen mit ihrem generalistischen Wissen ebenso tätig sein wie Sozialtherapeuten bzw. Suchttherapeuten in der Rehabilitation von Abhängigkeitserkrankten. Auch ehrenamtliche Suchtkrankenhelfer, die häufig von Wohlfahrtsverbänden ausgebildet werden, wirken unterstützend in der Suchthilfe (z. B. Beratung in Selbsthilfegruppen).
Sozialarbeiter und Sozialpädagogen bringen ihr Wissen und ihre Erfahrungen beispielsweise bei der Förderung der Selbsthilfe, Angehörigenarbeit und sozialem Training, aber auch in der Öffentlichkeitsarbeit, der sozialpolitischen Gremienarbeit sowie in der Prävention und Nachsorge ein.
Aufgaben in der Drogen- und Suchthilfe
Die beruflichen Aufgabenfelder in der Drogen- und Sichthilfe reichen von der Prävention, Frühintervention, lebenspraktischen Begleitung (z. B. Umgang mit Behörden, Freizeitgestaltung, Möglichkeiten der beruflichen Aus- und Fortbildung) und problemzentrierten Drogenberatung über ambulante, teilstationäre und stationäre Hilfen (z.B. ambulante Rehabilitation, Akutbereich mit Entgiftung/Entzug und Krisenintervention) sowie tagesstrukturierenden Angeboten bis hin zur beruflichen Wiedereingliederung und Nachsorge.
Zentrales Aufgabenfeld in der Zusammenarbeit mit den Klienten ist stets die aktive Auseinandersetzung mit Suchtkrankheiten sowie die Motivierung für eine abstinente Lebensweise und eine autonome Lebensbewältigung. So soll etwa betreutes Wohnen als ambulante Leistung und unter fachlicher Betreuung durch Sozialpädagogen anhand eines individuellen Hilfeplanes erneute stationäre Aufenthalte verhindern, die Wiedereingliederung im Anschluss an stationären Maßnahmen unterstützen, zu einer selbstständigen Lebensführung befähigen und eine vollständige gesellschaftliche Integration ermöglichen.
Mit einer erfolgreich abgeschlossenen Entwöhnungsbehandlung ist es meist noch nicht getan, es bestehen weitere Hilfebedarfe zur Vorbeugung vor Rückfällen bzw. der Sicherung des erreichten Behandlungserfolges. Insbesondere eine berufliche Eingliederung, die Suche nach einer Wohnung und drogenfreie soziale Beziehungen zur Unterstützung der eigenen Abstinenz sind wichtige Bausteine, einer Verstärkung der Suchtentwicklung entgegen zu wirken. So können berufserfahrene Suchtberater gemeinsam mit Kindern, Jugendlichen, Eltern, Lehrern und Ausbildern scheinbar ausweglose Situationen klären, Negativprozesse aufhalten und mit Schule oder Beruf im Einklang stehende Lösungen anbieten.
Da Suchtgefahren überall, also auch am Arbeitsplatz lauern, sind Schulen, Unternehmen oder Institutionen in Zusammenarbeit mit Sozialarbeitern aufgerufen, sich auf den qualifizierten Umgang mit Suchtkranken vorzubereiten.
Anforderungsprofil für Tätigkeiten in der Sucht- und Drogenhilfe
An die in der Sucht- und Drogenhilfe tätigen Sozialarbeiter werden hohe Ansprüche gestellt. Neben fachlicher Handlungskompetenz sind zeitliche Flexibilität, Erreichbarkeit auch zu ungünstigen Zeiten und die Bereitschaft für kurzfristige Hilfen bzw. Interventionen ebenso gefordert wie Verständnis und Akzeptanz für die Lebenssituation von Suchtkranken. Auch Offenheit, Verbindlichkeit, Vertrauen und Anonymität sind für einen erfolgreichen Betreuungs-, Behandlungs- oder Therapieverlauf ebenso förderlich wie ein ausgeprägtes Netzwerkdenken für eine Kooperation zwischen verschiedenen Einrichtungen.
Dennoch ist es in der Drogen- und Suchthilfe notwendig, auch mit Rückschlägen der Klienten, deren unberechenbarem Verhalten, stark schwankender Motivation und fehlendem Glauben an die Wirksamkeit der sozialen Hilfen umgehen zu können, aber auch Misserfolge nicht auf sich selbst zu projizieren und klare Trennungen zwischen Klienten und Privatleben zu ziehen. Zudem dauern manche Prozesse – teils mit Unterbrechungen – mehrere Jahre, so dass im Umgang mit Abhängigkeitskranken auch Geduld und Kontinuität eine wichtige Rolle spielen.
Unstete und belastende Tätigkeitsfelder bedürfen einer kontinuierlichen situativen Reflexion der eigenen Tätigkeit, Supervision mit dem Team sowie der Weiterbildung und Kompetenzentwicklung mit dem Ziel, individuelle Denk- und Arbeitsmuster effizienter zu gestalten und insbesondere der eigenen psychischen Überforderung vorzubeugen.
Studieninhalte im Bereich der Drogen- und Suchthilfe
Bachelor Studiengänge Soziale Arbeit vermitteln generalistisches Wissen, das für den Einsatz in vielen sozialen Tätigkeitsfeldern befähigt. Zentrale Inhalte sind etwa
- Propädeutik
- Sozialarbeitswissenschaften
- medienpädagogische Ansätze und Ästhetik
- Sozial- und gesundheitswissenschaftliche Grundlagen
- soziale Einzelhilfe
- soziale Gruppenarbeit
- Recht in der Kinder- und Jugendhilfe
- Inklusion und Exklusion
- Gemeinwesenarbeit und Sozialraumorientierung
- Ethik und professionelles Handeln
Nichtsdestotrotz ist die Drogen- und Suchthilfe ein Bereich mit spezifischen Fachkenntnissen, die in weiterführenden Masterstudiengängen gezielt und detailliert erworben werden können.
Masterstudiengänge Soziale Arbeit vermitteln – stets abhängig vom Thema – neueste Ergebnisse der Suchtforschung, verhaltenstherapeutisch-psychotherapeutischen Methoden oder Handlungskonzepte und Methoden in Prävention, Therapie, Rehabilitation und Nachsorge.
Lehrinhalte sind etwa:
- Medizinische und psychologische Grundlagen
- Rechtliche, soziale und wirtschaftliche Grundlagen
- Suchtforschung
- Suchttherapie
- Basistherapiemethoden
- Komplexe Therapiemethoden
- Case und Care Management
- Rehabilitative Soziale Arbeit und Soziotherapie
- Supervision und berufsbezogene Selbstreflexion
Berufliche Perspektiven in der Sozialen Arbeit mit dem Schwerpunkt Drogen- und Suchthilfe
Absolventen können ihr erworbenes Wissen innerhalb eines breiten Tätigkeitsspektrums anwenden. Zu den Einsatzgebieten zählen beispielsweise Beratungsstellen, psychiatrische und Suchtfachkliniken, Rehabilitationseinrichtungen sowie Wohnheime und Werkstätten für Drogenabhängige.
Mit einem Masterabschluss können Absolventen in leitenden Positionen vor allem in ambulanten, teilstationären und stationären Einrichtungen der Suchthilfe, der Kinder- und Jugendhilfe, der Familienhilfe, in der Rehabilitation, der Psychiatrie oder im Gesundheitswesen in öffentlicher oder privater Trägerschaft Verantwortung übernehmen.
Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Drogen- und Suchthilfe studieren
An der Dualen Hochschule Villingen-Schwenningen können Interessenten einen Bachelor Studiengang Soziale Arbeit – Psychisch Kranke und Suchtkranke (B.A.) über 6 Semester absolvieren, der durch theoretische Kenntnisse, Handlungskompetenzen und Beziehungsfähigkeit auf eine berufliche Tätigkeit mit Menschen in Sucht-Krisensituationen vorbereitet und vermittelt, die eigene Persönlichkeit überlegt in die Arbeit mit Abhängigkeitskranken einzusetzen.
Die Katholische Stiftungsfachhochschule München hat einen 5-semestrigen weiterbildenden Masterstudiengang Suchttherapie (M.Sc.) im Programm, der durch den Erwerb aktueller suchtwissenschaftlichen und praxisnaher Themen für berufliche Einsatzfelder in der Suchttherapie und in der Suchtprävention qualifiziert.
Studierende erlangen neben dem Masterabschluss gleichzeitig eine durch den Deutschen Rentenversicherung Bund anerkannte Weiterbildung zum Suchttherapeuten.
Die Universität Frankfurt bietet einen 6-semestrigen Masterstudiengang Suchttherapie und Sozialmanagement in der Suchthilfe (M.A.) an, der suchttherapeutische und suchthilfebezogene Inhalten sowie Kompetenzen in Leitung und Management von Suchthilfeprojekten und –einrichtungen, in der Mitarbeiterführung und der praxisorientierter Suchtforschung vermittelt. Weitere Informationen zu diesem Studium finden Sie auch hier auf unserem Internetportal.
Die Hochschule Nordhausen reagiert mit ihrem konsekutiven Masterstudiengang Therapeutische Soziale Arbeit (M.A.) auf die steigende Nachfrage von Einrichtungen des Gesundheitswesens nach Sozialarbeitern mit fundierten diagnostischen und organisationsbezogenen Kenntnissen sowie therapeutischen Qualitäten. Studierende lernen, Methoden der Prävention, Therapie und Rehabilitation anzuwenden und zu evaluieren und erwerben vertiefendes Wissen in der empirischen Sozialforschung und im Qualitätsmanagement.