Altenarbeit
Die gesamtgesellschaftliche und demografische Entwicklung führt zu einer zunehmenden Differenzierung der Lebenslagen und -formen im Alter. Viele Menschen sind in ihrem Ruhestand aktiv und fit, gestalten ihr Leben selbstbestimmt und fühlen sich jung. Andere Menschen leiden jedoch an Mobilitätseinschränkungen, körperlichen und geistigen Gebrechen, aber auch an Altersarmut und sozialer Isolation bzw. Exklusion. Dieser Zielgruppe gilt daher das Hauptaugenmerk der Sozialen Altenarbeit, die noch vor einigen Jahren nicht als gesellschaftliche, sondern eher als familiäre Aufgabe gesehen wurde.
Der Fokus der Sozialen Arbeit liegt ebenso auf der vorbereitenden Unterstützung von „jüngeren Alten“ auf die bevorstehende Altersphase sowie deren persönlichen und rechtlichen Beratung.
Nichtsdestotrotz ist die soziale Arbeit mit älteren Menschen heute noch nicht ausreichend ausgestaltet, weil der Schwerpunkt in diesem Bereich vordergründig auf pflegerischen und medizinischen Tätigkeiten liegt anstatt Kompetenzen und Autonomie flankierend mit zu fördern.
Die gesetzliche Grundlage für soziale Altenarbeit (auch Altenhilfe), die unabhängig vom Einkommen und vorbereitend gewährt werden soll, ist im § 71 SGB XII geregelt. Die Altenarbeit bzw. Seniorenarbeit ist demnach die professionelle Umsetzung der im Gesetz geforderten Altenhilfe durch soziale Fachkräfte.
Aber: Die Alten- bzw. Seniorenarbeit ist keine pflegerische, medizinische oder psychologische Therapieform!
Aufgaben und Ziele in der Altenarbeit
Die soziale Arbeit im Gesundheitswesen und in der Altenhilfe umfasst komplexe Aufgabenfelder. So stehen neben der Beschaffung und dem Erhalt altersgerechter Wohnungen und der Unterstützung bei der Vermittlung eines angemessenen Pflegeheimplatzes oder altersgerechter Pflegedienste auch die Ermöglichung der aktiven Teilnahme an geselligen, unterhaltenden, bildenden oder kulturellen Veranstaltungen im Mittelpunkt. Diese Maßnahmen verhelfen alten Menschen dazu, bestehende soziale Kontakte aufrecht zu erhalten, neue Bekanntschaften zu knüpfen oder Hobbys gemeinschaftlich fortzuführen. Darüber hinaus ist die Hilfe jedes Einzelnen zur Selbsthilfe zentrale Aufgabe von präventiver Altenarbeit.
Zudem kommt der motivierenden Mobilisation für eine möglichst selbstständige Erledigung der Alltagsaufgaben eine wichtige Bedeutung zu.
Zur Alten- und Seniorenarbeit gehören
- Einzelfallhilfe (z. B. Seniorenberatung, Angehörigenberatung),
- Gruppenangebote (z. B. Seniorennachmittage) und
- Gemeinwesenarbeit als Form der sozialen Seniorenpolitik (z. B. Seniorenbeirat).
Einsatzfelder in der Altenarbeit
Die Soziale Arbeit im Gesundheitswesen und der Altenpflege findet trägerübergreifend vorrangig als soziallagenbezogene Gemeinwesenarbeit in stationären oder ambulanten Einrichtungen wie in Krankenhäusern (z. B. bei Akut- oder Anschlussheilbehandlung, Rehabilitation), aber auch in der Gemeindepsychiatrie, als Selbsthilfeunterstützung oder im Bereich der Altenhilfe und Geriatrie statt.
Stationäre Einrichtungen der Altenhilfe können Altenheime, Altenzentrum, (gerontopsychiatrische) Pflegeheime, Wohnheime, Wohnstifte (Senioren-Residenzen), aber auch stationäre Hospize sein.
Sind Sozialpädagogen in Leitungsfunktionen wie etwa der Heimleitung tätig, so sind sie neben den betriebswirtschaftlichen Aufgaben mit Fragen der Vernetzung mit externen Diensten, Vereinen und Organisationen, des Qualitätsmanagements, der Pflegeplanung, der Konzeptionsentwicklung sowie der Organisation spezifischer Fortbildungsveranstaltungen verantwortlich.
Anforderungsprofil für die Tätigkeit in der Altenarbeit
Absolventen sozialpädagogischer Ausbildungen oder Studien mit dem Schwerpunkt Altenhilfe müssen in der Lage sein, sowohl in der offenen Altenarbeit als auch im Casemanagement interdisziplinär zu handeln sowie soziale, medizinische und psychologische Faktoren zu berücksichtigen.
Sozialarbeiter im Bereich der Altenhilfe benötigen professionelle kommunikative und soziale Kompetenzen, um mit medizinischen und pflegerischen Fachkräften gezielt zusammen zu arbeiten, die soziale Betreuung und Beratung älterer Menschen qualitätsgerecht zu sichern, motivierend und mobilisierend aufzutreten oder soziale Handlungsfähigkeit und Rückhalt zu vermitteln.
Soziale Altenarbeit steht aufgrund unklarer und nicht abgegrenzter Tätigkeitsanforderungen sowie eines meist negativ dargestellten Erscheinungsbildes des Alters (noch) häufig in Konkurrenz mit pflegerischen oder medizinischen Professionen und ist daher weniger attraktiv als etwa die Kinder- und Jugendhilfe.
Studieninhalte im Bereich der Altenhilfe
Neben grundlegenden Kenntnissen in methodischen, rechtlichen und sozialwissenschaftlichen Disziplinen erwerben die Studierenden spezifisches Wissen zu Dienstleistungsangeboten im Gesundheitswesen sowie der Koordination mit der Altenhilfe für die Erschließung eines möglichst selbstbestimmten Alltags. Didaktische Übungen entwickeln eine reflektierte professionelle Haltung und befähigen zur konkreten Einschätzung notwendiger Hilfen.
Die Qualifizierung vermittelt Theorie und Praxis psychosozialer Unterstützung bzw. Gesundheitsförderung, der Selbstbestimmung und der Teilhabe von alten, behinderten und kranken Menschen.
Berufliche Perspektiven in der Sozialen Arbeit mit dem Altenarbeit
Sozialarbeiter und Sozialpädagogen, die ihre berufliche Zukunft in der Altenarbeit sehen, können insbesondere in sozialen Diensten tätig sein, um Kranken und von Krankheit bedrohten Menschen, deren Angehörigen und vielfältigen Selbsthilfegruppen notwendige Hilfen im Umgang mit Krankheit und Behinderung anbieten und vermitteln zu können. Kooperations- und Netzwerkpartner sind etwa Krankenkassen, Krankenhäuser, Rehabilitationskliniken, Einrichtungen der ambulanten und stationären Altenhilfe sowie der öffentliche Gesundheitsdienst.
Beratungsstellen nehmen im Rahmen der Daseinsvorsorge und für die Sicherung der Lebensqualität alter Menschen mit Unterstützungsbedarf sowie deren pflegenden Angehörigen eine zentrale Rolle ein. Sie informieren über verschiedene Dienste und rechtliche Ansprüche, können notwendige (professionelle) Hilfen organisieren und in wohnortnahen Sozialräumen an die individuelle Lebensverhältnisse und Lebenssituation angepasste gemeinschaftliche Angebote vermitteln.
In stationären Einrichtungen der Altenhilfe übernehmen Sozialarbeiter die Gerontosozialarbeit, die in der Umsetzung besonderer Formen der Sozialbetreuung wie Heimaufnahme, Heimeinzug, bei der Umfeldgestaltung, in der Beratung, der Biografiearbeit, bei Kriseninterventionen, aber auch der Sterbebegleitung ein spezifisches fachliches Können voraussetzen. Zudem spielen professionelle Fachkräfte bei der Organisation und Durchführung von Gruppenaktivitäten, bei der aktiven Mitwirkung im Heimbeirat, der Angehörigenarbeit, der Gemeinwesenarbeit, in der Öffentlichkeitsarbeit und bei der Anleitung von Ehrenamtlichen, Praktikanten und der Mitarbeiterberatung, aber auch als Heimleiter eine zentrale Rolle.
Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Altenarbeit / Gesundheitswesen studieren
Grundsätzlich können Absolventen eines generalistischen Studiums Sozialpädagogik / Soziale Arbeit auch im der Altenhilfe bzw. Altenarbeit beruflich tätig zu werden. Dennoch empfiehlt es sich, sich speziell für den Schwerpunkt Altenarbeit zu qualifizieren und somit vertieftes Wissen ins Berufsfeld einzubringen.
Bei vielen sozialen Studiengängen ist das Thema Soziale Arbeit mit alten, behinderten und kranken Menschen einer der frei wählbaren Studienschwerpunkte.
Die Duale Hochschule Baden-Württemberg in Villingen-Schwenningen hat einen 6-semestrigen dualen Bachelor Studiengang Soziale Arbeit im Gesundheitswesen / Altenhilfe (B.A.) im Programm, der modularisiert spezifisch auf die Altenhilfe zugeschnittene Kenntnisse vermittelt, um persönliche, familiäre, schulische und berufliche Folgen von Erkrankungen zu bewältigen.
Die Evangelische Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie Hamburg ermöglicht Praktikern aus den Bereichen Altenpflege, Gesundheits- und Krankenpflege, Heilerziehungspflege, Heilpädagogik sowie vergleichbaren Berufsgruppen in einem 6-semestrigen Studium, bereits erworbenes Fachwissen um sozialarbeiterische und diakonischen / theologischen Kompetenzen zu erweitern.
Der Studiengang setzt allerdings eine christliche Bindung voraus.
Die Hochschule Zittau / Görlitz bietet einen 5-semestrigen weiterbildenden Masterstudiengang Soziale Gerontologie (M.A.) an, der hochqualifizierte Führungskräfte für eigenverantwortlichen Aufgaben in der gerontologischen Berufspraxis und Forschung mit dem Ziel ausbildet, dass durch forschungsbasierte Empfehlungen fundierte Entscheidungen in Politik, Wirtschaft und Altenhilfe / Altenarbeit sowie angrenzenden Gebieten getroffen werden können.
Die Technische Universität Dortmund vermittelt in einem 7-semestrigen Masterstudium (Teilzeit) Alternde Gesellschaften (M.A.) insbesondere an Absolventen sozial- und verhaltenswissenschaftlicher Bachelor- und Diplomstudiengänge vertiefende Kenntnisse zu sozialen und ökonomischen Aspekte alternder Gesellschaften für eine Qualifizierung für (Leitungs-) Tätigkeiten in Forschung und Praxis.