Zwischen Chance und Verzweiflung – Sucht- und Drogenberatung in der Sozialen Arbeit

Drogenkonsum verbinden wir mit Heroin spritzenden und verwahrlosten, maximal 18- bis 25-Jährigen, deren Behandlung ohnehin erfolglos ist. In der Realität reicht das Spektrum des Umgangs mit illegalen Substanzen und deren negativen Folgen von der oralen Einnahme, Schnupfen und Inhalation über die gleichzeitige Konsumierung verschiedener Substanzen (polyvalenter Konsum) bis hin zu Abhängigkeiten in (fast) jedem Lebensalter.

Nicht jeder, der schon mal am Koma-Saufen beteiligt war oder während einer Party Amphetamine eingeworfen ist, wird ein Fall für die Dogenberatung. Doch die Wege zur Sucht sind oft fließend – währet also den Anfängen!

Die Sucht- und Drogenberatung soll sowohl Konsumenten, aber auch betroffene Angehörige, Interessierte und Neugierige erreichen und einerseits über Drogen und Gefahren aufklären, andererseits Gefährdeten oder Konsumenten Hilfestellung für ein möglichst unabhängiges, eigenverantwortlich strukturiertes Leben geben. Nicht umsonst gilt die Drogenberatung als eines der anspruchsvollsten Berufsfelder in der Sozialen Arbeit.

Suchtkranke sind von Medikamenten, Alkohol oder illegalen Drogen wie Heroin, Kokain, Marihuana oder Ecstasy, aber auch von Glücksspielen abhängig oder leiden an Ess-Störungen, Einkaufs- oder Computerwahn.

Schlüsselfigur Drogenberater

Vom Wissen und den Fähigkeiten des Drogen- oder Suchtberaters hängen oft die Schicksale Drogensüchtiger und ihrer Angehörigen ab. Der Drogenberater agiert (meist) in einer Vermittlerrolle zwischen Klienten, Familie, Behörden und medizinischen Netzwerken von Ärzten, Therapeuten und Psychologen. Als Vertrauensperson erhält der Berater – mit oder ohne Absicht – tiefe Einblicke in persönliche Lebenssituationen und -verläufe, individuelle Schicksale oder Abgründe.

Drogen- und Suchtberater arbeiten eigenständig, tauschen sich aber auch mit Kollegen oder Therapeuten über Erfahrungen und Probleme mit Klienten aus und nehmen an Supervisionen teil.

Sucht- und Drogenberater brauchen das Vertrauen der Ratsuchenden, um wirklich helfen zu können. Daher zählen Einfühlungsvermögen, aber auch professionelle Distanz bei der Konfrontation mit schweren Suchtschicksalen als Grundvoraussetzung.

Beschäftigte in anerkannten Suchtberatungsstellen haben übrigens gegenüber Polizei und Staatsanwaltschaft ein Aussageverweigerungsrecht, so dass die Vertrauensstellung der beteiligten Sucht- und Drogenberater nicht zerstört wird.

Die Arbeit mit Drogenabhängigen ist ein Auf und Ab, gleicht einer langwierigen und wechselhaften Gratwanderung, die oft von psychisch belastenden Prozessen für beide Seiten begleitet wird. Das Bewusstmachen der eigenen (akuten) Situation, das Aufzeigen effektiver Wege aus der Sucht und die Vermittlung von Therapieplätzen ist dabei ebenso wichtig wie einem völligen Absturz entgegenzuwirken oder Drogenkonsum ohne vermeidbare gesundheitliche Risiken (z. B. Infektion mit HIV) zu ermöglichen.

Unter dem Blickwinkel Sozialer Arbeit hat neben der allgemeinen Beratungsfunktion die Sicherung der sozialen Umgebung der Betroffenen wie z. B. der Erhalt der Wohnung, des Arbeitsplatzes und der Familienstrukturen sowie die Vermeidung sozialer Desintegration oder Ausgrenzung eine hohe Priorität. Zudem spielt meist die Suche nach Lebensalternativen oder positiven Einflüssen eine besondere Rolle, um eine Rückkehr in die gleiche Umgebung oder Szene auszuschließen und die Rückfallgefahr zu minimieren.

Letztendlich muss es Drogenberatern gelingen, in enger Kooperation mit allen Beteiligten Drogenabhängige für eine Therapie zu motivieren. Ein Entzug kann allerdings nur erfolgreich sein, wenn der Abhängige selbst die Einsicht und den Willen dazu hat, sich aber auch der Unterstützung aus seinem persönlichen Umfeld sicher sein kann.

Arbeitsbereiche von Drogenberatungen

Drogenberatungsstellen arbeiten in der Einzelfallhilfe, mit Angehörigen sowie in der Prävention mit folgenden Schwerpunkten:

Aufklärung und Prävention

Präventive Maßnahmen in Schulen, in der Kinder- und Jugendhilfe, für unmittelbar Betroffene, aber auch für Eltern und Lehrer sowie eine offensive Propagierung in der Öffentlichkeit tragen dazu bei, über die Vielfalt von legalen und illegalen Drogen oder Genussmitteln, deren Aussehen und Geruch, Anzeichen sowie kurz- und langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit aufzuklären. Ungeachtet dessen wissen unsere Kinder und Jugendlichen ohnehin besser Bescheid, welche Drogen auf dem Markt (oder Schulhof) sind und wo sie gehandelt werden.

Drogenberatung könnte auch in seiner politischen Verantwortung und entgegen der öffentlichen Wahrnehmung dazu beitragen, Menschen frühzeitig zu einem eigenverantwortlichen und genussvollen Umgang mit Drogen oder Genussmitteln wie Alkohol, Nikotin oder Kaffee zu befähigen. Dies setzt jedoch eine Entkriminalisierung der psychoaktiven Substanzen und der Konsumenten voraus. In den letzten Monaten wurde das Thema immer mal wieder andiskutiert – die Meinungen reichen von Zustimmung bis zur totalen Ablehnung.

Rehabilitation und Rekuperation (Wiederkehr zum selbstbestimmten Handeln)

Suchttherapien zielen auf ein Leben ohne Drogen und eine unauffällige Sozialisation. Soll eine Drogentherapie auch nur ansatzweise erfolgreich sein – die Rückfallquote liegt zwischen 60 und 80 % – sind vielfältige persönliche und gesellschaftliche Hilfestellungen notwendig.

Abstinenz und Ersatztherapie

Die Vorbereitung auf und Vermittlung in die stationäre Entgiftung und Entwöhnung sowie von opiatabhängigen Konsumenten in ein Methadon-Substitutionsprogramm zählt zu den originären Aufgaben von Drogenberatungsstellen.

Parallel zur abstinenzorientierten Drogenberatung werden Klienten auch mit niederschwelligen Angeboten (Notschlafstellen, Krisenwohnungen oder Szenetreffs) unterstützt, die nicht auf eine Drogenfreiheit der Konsumenten, sondern auf eine drogenunterstütze Alltagsbewältigung abzielen.

 

FAZIT:

Mit einem Studium Soziale Arbeit sind Sie in der Lage, auch in der Drogenberatung tätig zu sein. Wenn Sie jedoch mittel- und langfristig in diesem Arbeitsfeld tätig sein wollen und sich auch persönlich dafür geeignet sehen, empfiehlt sich eine Zusatzausbildung wie etwa Drogenarbeit (z. B. Institut für soziale und kulturelle Arbeit Nürnberg; 18 Monate).

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