Soziale Arbeit – Chancen für einen Quereinstieg?
Gründe für einen (radikalen) Berufswechsel können vielschichtig sein: Die Arbeitsmarktsituation oder Ihre familiären Verhältnisse verändern sich, das Arbeitsklima ist belastend, die individuelle Herausforderung fehlt, die berufliche Praxis entspricht nicht Ihren Vorstellungen, oder Sie wollen sich einfach neu orientieren.
Ein Quereinstieg ist (meist) dann erfolgversprechend, wenn im neu gewählten Berufsfeld Fachkräftemangel herrscht. Bestenfalls haben Sie schon in der Planungsphase für Ihren beruflichen Umstieg Kontakte zu möglichen Arbeitgebern geknüpft oder sogar eine Arbeitsstelle in Aussicht.
Bevor Sie sich allerdings für einen beruflichen Wechsel in die Soziale Arbeit entscheiden, sollten einige Grundvoraussetzungen erfüllt sein. Neben einem besonderen Interesse an der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen oder alten, kranken, behinderten oder problembelasteten Menschen sind Organisationstalent, ein unvoreingenommener Umgang, ein hohes Maß an Belastbarkeit, einer gewissen Resistenz gegen Stress sowie zeitlicher Flexibilität, aber auch möglichst detaillierte Vorstellungen von Ihrem zukünftigen Berufsfeld (z. B. durch Sozialpraktika, Freiwilliges Soziales Jahr) erforderlich.
Ein erfolgreicher Umstieg in die Soziale Arbeit setzt zudem eine fachspezifische Aus-und Weiterbildung oder Umschulung voraus, um einerseits die bevorstehenden anspruchsvollen Herausforderungen meistern zu können und andererseits dem Fachkräftegebot zu entsprechen.
Ob und welche Möglichkeiten für einen Quereinstieg in die Soziale Arbeit bestehen, stellen wir Ihnen beispielhaft vor.
Sozialassistenten
Für die zweijährige Ausbildung zum Sozialassistenten ist entweder die Fachhochschulreife oder eine abgeschlossene Berufsausbildung Voraussetzung. Die altersunabhängige Ausbildung ist berufsbegleitend und in Teilzeit möglich. Über die Anerkennung von schulischen oder beruflichen Vorleistungen sowie etwaiger Auslandserfahrungen entscheiden die Fachschulen zwar im Einzelfall, mit Abitur oder zweijähriger Berufserfahrung können Sie in der Regel aber direkt in das 2. Ausbildungsjahr einsteigen.
Mit einer modularisierten Aufbauqualifizierung Kindertagespflege hat z. B. das Land Niedersachsen eine Möglichkeit geschaffen, dass Tagespflegepersonen – also beispielweise Tagesmütter mit einer Grundqualifizierung von 160 Stunden – einen Quereinstieg in die Berufsfachschule und damit einen Abschluss als Sozialassistent oder Sozialassistent Sozialpädagogik erlangen können. Damit erwerben auch Tagesmütter und –väter Handlungskompetenzen in den Bereichen Eltern- und Familienbildung, Organisation und Management, sozialräumliche Vernetzung und Stärkung der pädagogischen Arbeit mit Kindern.
Übrigens: Mit einem Abschluss als Sozialassistent können Sie eine Ausbildung zum Staatlich anerkannten Erzieher anschließen.
Erzieher
Ausgebildete Erzieher sind gefragt wie nie. Dieser immense Bedarf macht es möglich, dass alle Bundesländer die Anerkennung von schulischen oder beruflichen Vorleistungen verstärken, um Fachkräfte schneller in die Praxis integrieren zu können.
Wenn Sie schon immer gerne mit Kindern und Eltern arbeiten wollten, sollten Sie sich zu den Angeboten von Fachschulen für Sozialwesen in der Fachrichtung Sozialpädagogik informieren, die insbesondere für Interessenten mit Abitur / Fachhochschulreife, sozialpädagogischen Vorkenntnissen oder Berufserfahrung einen Quereinstieg in die Fachschule bzw. praxisintegrierte Erzieherausbildung (PIA) und damit eine verkürzte Ausbildungszeit oder berufsbegleitende Teilzeitausbildung ermöglichen.
Mit der mittleren Reife und einer einjährigen Tätigkeit in einer Kinder- und Jugendeinrichtung oder einer pädagogischen Vorbildung können Sie auch dual eine Ausbildung zum Staatlich anerkannten Erzieher absolvieren.
Mit nachweisbaren Ausbildungen zum Kinderpfleger, Heilerziehungspfleger oder bei Absolvierung Beruflicher Gymnasien Sozialpädagogik mit Praxisanteil, aber auch pädagogischer Hochschulabschlüsse können erbrachte Vorleistungen in teils erheblichem Maß anerkannt werden.
Altenpfleger
Altenpflegehelfer können Sie sich in einer 24-monatigen und damit um ein Jahr verkürzten Ausbildung zum Staatlich anerkannten Altenpfleger qualifizieren. Mit diesem Abschluss in der Tasche sind Sie als kompetenter Berater, Begleiter und Betreuer für ältere und hilfebedürftige Menschen tätig und ermöglichen ihnen einen selbstbestimmten Alltag.
Beachten Sie, dass im Bereich der Altenpflege verschiedenste Arten von Weiterbildungen wie etwa Praktische Altenbetreuung angeboten werden. Allerdings ist nur die Ausbildung zum Staatlich anerkannten Altenpfleger auch bundesweit anerkannt!
Übers Referendariat zum Lehramt im Sozialwesen
Insbesondere an Berufsschulen mit Lehrermangel in Fächern wie Sozialwesen / Sozialpädagogik können Sie, sofern Sie noch nicht 40 Jahre alt sind, mit einem abgeschlossenen Universitätsstudium, einer Erzieherausbildung oder einer gleichwertigen Qualifikation über den „Umweg“ des Referendariats ins Lehramt einsteigen. Hier sind jedoch bundeslandabhängige Regelungen zu beachten.
Für eine Tätigkeit an Grund- und Realschulen sowie Gymnasien funktioniert dieser Weg hingegen (meist) nicht, da in diesen Schulformen auch Absolventen aus Lehramtsstudiengängen auf den Markt drängen.
Akademische Ausbildung in der Sozialen Arbeit
Durch die Flexibilisierung des Bildungssystems ist es heute möglich, auch mit einschlägiger Berufserfahrung wie etwa als Staatlich anerkannter Erzieher oder Staatlich anerkannter Heilpädagoge, also mit nicht-akademischer Ausbildung und ohne Abitur, für ein Studium zugelassen zu werden.
Mit einem akademischen Abschluss in der Sozialen Arbeit können Sie Zugang zu weiteren Tätigkeitsfeldern wie im Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD), als Streetworker, Kindheitspädagoge oder in Familien-, Sucht– und Erziehungsberatungsstellen erlangen.
Sofern Sie einen Hochschulwechsel aus sozial-, verhaltens-, geistes- oder erziehungswissenschaftlichen Studiengängen wie etwa Bildungswissenschaften oder Frühkindliche inklusive Bildung planen, werden Ihnen an der neuen Hochschule in der Regel nur mit dem jeweiligen Studiengang kompatible Module oder Prüfungsleistungen anerkannt.
Studierende, die kurz vor dem Abschluss des Bachelor oder Magister in einem sozial-, verhaltens-, geistes- oder erziehungswissenschaftlichen Studiengang in die Soziale Arbeit wechseln möchten, sollten ihren begonnenen Studiengang auf jeden Fall beenden. Nach einer 2-jährigen Berufspraxis in einem Arbeitsfeld der Sozialen Arbeit können Sie sich anschließend für einen Master-Studiengang Soziale Arbeit bewerben.
FAZIT:
Quereinsteiger haben auch in der Sozialen Arbeit, insbesondere in Bereichen mit Fachkräftemangel, ihre berechtigten Chancen. Dennoch sollten Sie so einen Schritt vorher gut überlegen und in Abhängigkeit von Bundesland und Fach- oder Hochschule Ihre Möglichkeiten auf Anerkennung bereits erbrachter Vorleistungen genau prüfen.
Also: Sofern Sie eine Tätigkeit in der Sozialen Arbeit anstreben, finden Sie geeignete Wege und Möglichkeiten, sich diesen Berufswunsch auch zu erfüllen.
Tags:Soziale Arbeit, Weiterbildung